26.09.2023
Nächstes Jahr wird das große Wahljahr sein, die Amerikaner und die Russen wählen ihre Präsidenten. Während die russische Wahl bereits in März stattfinden soll, gibt es noch immer keinen einzigen Kandidaten. Der Amtierende will sich dazu nicht äußern, „er habe viel zu tun“ und schweigt sich aus, seine Administration ist bemüht, nach passenden Gegenkandidaten für den Chef Ausschau zu halten. Auf Umfragen ist kein Verlass, die Bürger sind es inzwischen gewohnt, die richtigen Antworten zu geben, was sie wirklich denken, lässt sich schwer herausfinden. Die Erfahrung der letzten Putin-Wahlen zeigt, dass er unter Umständen auch locker gegen eine Straßenlaterne verlieren könnte. Die Gegenkandidaten müssen dieses Mal besonders fein ausgewählt werden, sie sollen lächerlich, gar abscheulich wirken, aber nicht zu abscheulich, um den Amtierenden nicht mit eigener Lächerlichkeit zu überziehen. Und das wichtigste zuletzt, sie dürfen nicht gegen den Krieg sein, denn sonst könnten die kriegsmüden Bürger in Versuchung geraten. Die Wahl bringt auch unnötige Unruhe im Karton, das Wählengehen setzt voraus, dass die Menschen in größeren Gruppen sich an den Wahlurnen versammeln und politische Gespräche führen, das kann sie an die Zeiten erinnern, als sie auf der Straße politischen Ungehorsam übten. Am besten wäre es natürlich, wenn alle Zuhause digital wählen würden und das Ergebnis ihrer Wahl in der Abendschau mitgeteilt bekämen. Die Präsidentschaftswahl wird in Russland trotzdem bereits jetzt groß diskutiert, allerdings nicht die eigene, sondern die amerikanische. Während in Moskau der Präsident für weitere sechs Jahre bestätigt werden soll, beginnt fast auf den Tag genau die Gerichtssitzung in Washington mit Trump auf der Anklagebank. Schafft er es oder schafft er es nicht? Und wenn er in einer Zelle eingesperrt wird, kann er trotzdem kandidieren und von seiner Zelle aus die Weltprobleme lösen, wie er es versprochen hat?
„Warten auf Trump“ ist längst zu einem russischen Volkssport geworden, populärer als Judo. Trump, der freche Gott aller Taxifahrer könnte sich selbst begnadigen, wenn er gleichzeitig bestraft und gewählt wird oder einfach weiter von seiner Zelle aus regieren.
Er verspricht, mit ihm als Präsidenten werden alle Kriege sofort aufhören, er würde den russischen und ukrainischen Präsidenten in einem Zimmer einsperren und so lange drin lassen, bis sie sich auf irgendeinen Kompromiss geeinigt haben. Wo könnte er sie besser einsperren als in seiner eigenen Zelle? Er könnte in der gleichen Zelle auch den aserbaidschanischen und armenischen Präsidenten einsperren, den nordkoreanischen, chinesischen, taiwanesischen und venezolanischen, dann hätten wir alle Probleme der Welt unter einem Dach. Wir schließen die Zelle ab und schmeißen die Schlüssel weg. Na gut, den ukrainischen lassen wir raus.